Wärmewende: Interview mit Zoltan Meszaros von TWL
Ohne Wärmewende kann es keine Energiewende geben, davon ist Zoltan Meszaros, Bereichsleiter Erzeugung beim Energiedienstleister TWL, überzeugt. Wie der Umstieg von fossilen Energieträgern wie Öl und Gas auf eine CO2-arme Wärmeversorgung gelingt und was TWL dafür tut, erläutert der Experte im Interview.
Herr Meszaros, alle reden über die Energiewende. Was ist die Wärmewende?
Deutschland hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu werden, also die CO2-Emissionen auf null zu senken und Energie vermehrt aus erneuerbaren Ressourcen zu gewinnen. Die Wärmeerzeugung macht ungefähr die Hälfte des Energieverbrauchs in Deutschland aus und übersteigt damit den Stromverbrauch deutlich. Darum ist es wichtig, die Wärmeversorgung umzugestalten. Die Wärmewende umfasst alle Aktivitäten, die das Ziel haben, Wärmeenergie einzusparen und auf eine emissionsarme Wärmeversorgung aus erneuerbaren Energien umzustellen.
Eine Schlüsselrolle bei der Wärmewende spielt die Fernwärme. Wie grün ist die Fernwärme von TWL?
Mit Fernwärme von TWL zu heizen, ist sehr umweltfreundlich. Zur Wärmeerzeugung nutzen wir größtenteils erneuerbare Energieträger wie Restmüll, Abwärme und Biogas. Mehr als die Hälfte des Mülls, den wir als Dienstleister im Müllheizkraftwerk Ludwigshafen der GML – Gemeinschafts-Müllheizkraftwerk Ludwigshafen GmbH – verbrennen, besteht aus organischen Stoffen aus der Region. Die Abwärme stammt von Industrieunternehmen wie der BASF. Daher sind die CO2-Emissionen der Ludwigshafener Fernwärme im Vergleich zu Erdgas und Öl sehr gering. Unsere Fernwärmekunden leisten somit schon heute einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Dennoch arbeiten wir massiv daran, unsere Fernwärme weiter zu dekarbonisieren. TWL setzt nur in Spitzenzeiten fossile Brennstoffe zur Fernwärmeerzeugung ein. Hier suchen wir nach Alternativen und wollen neue Wärmequellen erschließen, um Fernwärme in Zukunft ausschließlich lokal und erneuerbar herzustellen. Zudem möchten wir die Abwärmenutzung ausbauen und befinden uns darum kontinuierlich im Austausch mit Unternehmen.
Was müssen Kunden tun, um auf klimaschonende Fernwärme von TWL umzusteigen?
Die Umstellung auf Fernwärme ist ganz einfach, der bauliche Aufwand bleibt überschaubar. Von außen werden lediglich zwei Leitungen oder eine Doppelleitung ins Haus eingeführt und an die neue „Fernwärmeheizung“ angeschlossen. Für Einfamilienhäuser ist dies eine kompakte Übergabestation als Brennerersatz – nicht viel größer als eine Autobatterie. Gasanschluss, Kessel, Öltank oder Kamin werden zurückgebaut oder stillgelegt. Das bedeutet mehr Platz in der Wohnung oder im Keller. Die bestehende Heizungsanlage kann weiterhin genutzt werden. Jährliche Wartungen, Abgasprüfungen durch den Schornsteinfeger oder ein langwieriges Einstellen der Anlage sind beim Umstieg auf Fernwärme nicht nötig. Interessierte Kunden beraten wir gern. Leider können nicht alle Ludwigshafener Bürger von der CO2-armen Wärme profitieren, da Fernwärme derzeit nicht flächendeckend in Ludwigshafen angeboten werden kann.
Die Fernwärmeversorgung bietet viele Vorteile. Lohnt sich die Nutzung der umweltfreundlichen Wärme auch finanziell?
Kunden sparen zum einen durch die geringen Betriebskosten. Zum anderen punktet Fernwärme mit einem niedrigen Primärenergie- beziehungsweise Umweltbilanz- Faktor. Das ist das Verhältnis zwischen der zur Erzeugung eingesetzten und der abgegebenen Energie. Es liegt bei der Fernwärme aus dem Fernheizkraftwerk bei 0,21. Eine Wohnungsbaugesellschaft in Ludwigshafen hat zwei von vier Gebäuden von Erdgas auf Fernwärme umgestellt. Im direkten Vergleich hat Fernwärme wesentlich besser abgeschnitten: Die Kosten waren gegenüber Erdgas um 20 Prozent geringer.
Welchen Beitrag leistet TWL darüber hinaus, um die Wärmewende voranzubringen?
Fernwärme spielt in Ludwigshafen bereits eine sehr große Rolle und wird weiter an Bedeutung gewinnen. In Ergänzung zur Fernwärme arbeiten wir an Lösungen, um Quartiere, Straßenzüge oder Teilortschaften mit Wärme aus erneuerbaren Ressourcen zu versorgen. Unser Ziel ist es, in den nächsten Jahren mehrere Projekte zur Produktreife zu bringen und diese unseren Kunden anzubieten. Denkbar ist auch der Einsatz von Wärmepumpentechnologie. Wärmepumpen nutzen den Wärmevorrat beispielsweise aus der Luft, dem Grundwasser oder dem Erdreich und wandeln diese Umweltenergie in Wärme um. Unsere Mitarbeiter sind die tragende Säule für diese zukunftsfähigen Produktentwicklungen. Sie haben die Erfahrung und das Know-how, um schnell die notwendigen PS auf die Straße zu bringen. Darum bin ich sehr zuversichtlich, dass wir die Wärmewende in Ludwigshafen erfolgreich meistern werden.
Ein Eckpfeiler für die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung ist grüner Wasserstoff. Wie ist TWL beim Thema Wasserstoff aufgestellt?
TWL untersucht seit Jahren die Anwendungsmöglichkeiten für grünen Wasserstoff. Wir verfügen über das Wissen für die Herstellung, die Speicherung, den Transport und die Nutzung von grünem Wasserstoff. TWL wird die Wasserstofftechnologie bei der Versorgung des zentralen Begegnungshauses der Heinrich-Pesch-Siedlung mit elektrischer Energie und Wärme erproben. Seit Anfang 2021 prüfen wir die Möglichkeiten zum Aufbau eines Wasserstoff-Ökosystems für Ludwigshafen und die Region. Das langfristige Ziel ist es, ein neues Geschäftsfeldes für TWL zu erschließen und gleichzeitig grünen Wasserstoff als klimaneutralen Energieträger für die Region bereitzustellen. Ich bin überzeugt, dass es eine Energieversorgung ohne Wasserstofftechnologie in Zukunft nicht geben wird.
Was können Eigenheimbesitzer tun, um zur Wärmewende beizutragen?
Hier gibt es eine Vielzahl von förderfähigen Maßnahmen wie die Dämmung der Außenwände, den Austausch von Fenstern oder den Einbau einer energieeffizienten Heizungsanlage. Ich empfehle Hausbesitzern, sich an einen unabhängigen Energieberater zu wenden. Dieser nimmt das Gebäude ganzheitlich unter die Lupe und gibt Empfehlungen zur energetischen Sanierung. Wir beraten und unterstützen Kunden bei der Modernisierung ihrer Heizungsanlage. Auch wenn es um die Optimierung der Energielieferung durch die Nutzung von Photovoltaik-Anlagen, die Vorbereitung der zugehörigen Förderanträge und zukünftig auch um die Nutzung des sogenannten Mieterstrommodells geht, steht TWL seinen Kunden gerne als Ansprechpartner zur Verfügung.