Einblicke

TWL Netze: Das Netz fit für morgen machen

Zuletzt führte TWL 2018 eine Zielnetzplanung durch. Eine der daraus resultierenden Maßnahmen war die Erneuerung der Schwerpunktstation in der Industriestraße, die als zentrale und flexible Umschaltstelle im 20-kV-Netz von TWL fungiert.

TWL Netze: Das Netz fit für morgen machen

Die Zielnetzplanung von TWL Netze

TWL treibt die Energiewende in Ludwigshafen mit vollem Engagement voran. Im Rahmen der Zielnetzplanung beschäftigt sich ein internes Kompetenzteam bei TWL Netze damit, welche Weichen schon heute gestellt werden müssen, um auch in Zukunft ein zuverlässiges, effizientes Stromverteilnetz zu gewährleisten.

Das Ziel ist klar vorgegeben: 2045 muss die Stadt nach den Vorgaben der EU und des Bundes klimaneutral sein. Die Energiewende mit dem Zubau erneuerbarer Energien, die Verkehrswende mit dem Hochlauf der Elektromobilität und die Wärmewende mit einem vermehrten Umstieg auf Wärmepumpen fordern das Stromnetz zunehmend heraus. Viele Menschen und Unternehmen in Ludwigshafen wollen die Energiewende mitgestalten und installieren Photovoltaikanlagen auf Dächern und an Balkonen sowie Wallboxen für Fahrzeuge. Das Tempo ist hoch: Meldeten beispielsweise im Jahr 2021 145 Haushalte bei TWL Netze eine Photovoltaikanlage an, waren es 2022 250 und 2023 bereits 535. Ähnlich ist die Entwicklung bei Wärmepumpen. „Unsere Aufgabe bei TWL Netze ist es, die Entwicklung in die Zukunft zu projizieren, um mögliche Engpässe im Stromnetz frühzeitig zu erkennen und entsprechende Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln und umzusetzen“, erläutert Thorsten Leich, kaufmännischer Geschäftsführer von TWL Netze. Dabei spielt der Zeitfaktor eine wichtige Rolle: Allein die Lieferzeit einiger Komponenten beträgt aktuell drei Jahre und mehr.

Komplexe Rechnung mit Unbekannten

Um die zukünftige Versorgungslage und die Mehrbelastung abzuschätzen, legt das Team von TWL Netze seiner Beurteilung bereits für Deutschland entwickelte, übergreifende Szenarien zugrunde und bricht diese auf die regionalen Gegebenheiten für Ludwigshafen herunter (siehe Schaubild). Wie könnte sich die Situation in der Stadt in den nächsten zehn bis 20 Jahren entwickeln? Wie viele Menschen werden wo leben? Wo entstehen Hotspots beispielsweise für Elektromobilität? Gibt es Gebiete, in denen viele Anschlussgesuche zu erwarten sind? Die Annahmen werden systematisch den einzelnen Stadtteilen und sogar einzelnen Straßenzügen zugeordnet, denn die Situation ist überall anders. So wird in einigen Stadteilen zum Beispiel ein Großteil der Wärmewende durch Fernwärme bewerkstelligt. Auch die Rolle, die Wasserstoff als Energieträger künftig spielen könnte, berücksichtigen die Experten. Als integrierter Netzbetreiber hat TWL Netze den Vorteil, über alle Medien – in diesem Fall Strom, Fernwärme und Gas – hinweg die Lage beurteilen zu können. Die Datenmenge, mit der die Experten die Berechnungssoftware füttern, ist riesig. „Unser Team ist sehr gut aufgestellt“, sagt Thorsten Leich überzeugt. „Die Kollegen sind nicht nur sehr kompetent, sondern kennen sich auch bestens in der Stadt aus.“

Auf dem Weg zur Klimaneutralität

Aus den Berechnungen für die Jahre 2035 und 2045 ergibt sich ein Bild, das zeigt, welche Maßnahmen in jedem Fall erfolgen müssen und welche nur unter bestimmten Bedingungen benötigt werden. Sicher ist dabei eines: Die Gesamtlast im 20-kV-Mittelspannungsnetz wird bis 2035 beziehungsweise 2045 mindestens um das Doppelte, vielleicht sogar um das Vierfache steigen. Ausgehend von den verschiedenen Modellen wird das Netz berechnet, etwaige Engpässe werden identifiziert und Handlungsempfehlungen herausgearbeitet. Dabei berücksichtigt das Team auch mögliche Ausfälle an der vorhandenen Infrastruktur: „Wenn beispielsweise ein Umspannwerk ausfallen sollte, müssen zur Kompensation Umschaltungen möglich sein“, erläutert Thorsten Leich. Selbstverständlich werden alle empfohlenen Maßnahmen sorgfältig abgewogen: „Das Netz muss zuverlässig und die Maßnahmen müssen effizient und finanziell tragbar sein.“

TWL Netze plant kontinuierliche Anpassungen

Die Zielnetzplanung läuft noch bis September 2024. Im Anschluss folgen eine Priorisierung und ein Zeitplan für die Umsetzung der erforderlichen Maßnahmen. Die Arbeit des Teams von TWL Netze ist damit aber keineswegs abgeschlossen: Während bisher im Rhythmus von fünf Jahren die Zielnetzplanung durchgeführt wurde, geht Thorsten Leich künftig von einer engeren Taktung aus: „Wir werden alle zwei Jahre unsere Szenarien abgleichen und bei Bedarf Anpassungen vornehmen. Die Ludwigshafener müssen sich unter allen Bedingungen auf ein zuverlässiges Netz verlassen können.“

 

Übersicht Szenarien Lastentwicklung 20-kV-Netz

Szenario 1 geht davon aus, dass die Klimaneutralität erst nach 2045 erreicht wird. Dabei würde der Hochlauf von Elektromobilität, Wärmepumpen und erneuerbaren Energien aus diversen Gründen langsamer erfolgen. Zu diesen Gründen zählen fehlende Lieferketten, lange Lieferzeiten und der Fachkräftemangel.

In Szenario 2 wird die Klimaneutralität 2045 durch Unterstützung klimaneutraler Gase erreicht. Dabei werden die vorhandenen Gasverteilnetze teilweise zum Beispiel auf Wasserstoff umgerüstet. Die notwendige Elektrifizierung fällt dadurch geringer aus.

Im Szenario 3 wird die Klimaneutralität 2045 durch starke Elektrifizierung erzielt. Entsprechende Förderprogramme sorgen für hohe Zahlen von Ladestationen, PV-Anlagen und Wärmepumpen. Gasverteilnetze spielen hierbei keine Rolle mehr.