Gesetzliche Vorgaben, eine wachsende Bevölkerung, der Klimawandel: Trinkwasserversorger stehen vor vielen Herausforderungen. Wie TWL eine stabile Wasserversorgung in Ludwigshafen sicherstellt, erklärt der Leiter der Wasserwerke, Rainer Barchet.
Es ist ein Morgen wie jeder andere: Der Wecker klingelt, draußen ist es noch dunkel. Schlaftrunken stolpern wir ins Badezimmer, um uns für den Tag fertig zu machen: Zähne putzen, Gesicht waschen, duschen. Das Wasser ist herrlich erfrischend. Langsam erwachen unsere Lebensgeister. In der Küche schenken wir uns ein großes Glas Wasser ein. Der Durstlöscher sprudelt klar und wohlschmeckend aus dem Hahn – so wie immer.
Dass Trinkwasser zu jeder Zeit in der benötigten Menge und in höchster Qualität zur Verfügung steht, ist nicht so selbstverständlich, wie es im Alltag erscheint. Bei TWL kümmern sich zahlreiche Mitarbeitende rund um die Uhr um diese komplexe Aufgabe. Sie basiert auf einem genau getakteten Zusammenspiel verschiedener Faktoren und beginnt schon viele Jahre, bevor wir den Wasserhahn aufdrehen.
Rainer Barchet weiß: „Um die Ludwigshafener Bürger zuverlässig mit Trinkwasser zu versorgen, bedarf es einer möglichst genauen und langfristigen Planung. Diese kann aufgrund aufwendiger Genehmigungsverfahren mehr als zehn Jahre in die Zukunft reichen.“ Basis für die Planung ist die Prognose. Qualifizierte TWL-Mitarbeiter berechnen zusammen mit Fachleuten aus der Statistik mit modernsten Tools, welcher Trinkwasserbedarf in Zukunft zu erwarten ist, und simulieren die Wassernachfrage für unterschiedliche Szenarien. In die Berechnung fließen unter anderem die Verbrauchswerte aus den vergangenen Jahren, Anlagendaten und Trends der Bevölkerungs- und Stadtentwicklung ein. Ein weiterer wichtiger Faktor: das Klima.
Auswirkungen des Klimawandels
„Mit Blick auf den fortschreitenden Klimawandel müssen wir uns auf stärker schwankende Wetterverhältnisse einstellen, die sich auf den Trinkwasserbedarf auswirken“, weiß Rainer Barchet. Diese Schwankungen lassen sich bereits heute in den Trinkwasserabgabemengen beobachten, wie die Infografik zeigt. So war die Tagesabgabemenge im Jahr 2023 bei insgesamt geringeren Niederschlagsmengen durchschnittlich höher als im regenreicheren Jahr 2024. Lag die maximale Tagesabgabe im Mittel der vergangenen zehn Jahre bei 44.915 Kubikmetern, liegt sie 2024 bei 36.773 Kubikmetern.
Hinzu kommen Extremwetterereignisse wie Hitze- und Trockenperioden, die zu höheren Spitzenverbräuchen führen, die Ressourcen langfristig belasten und die Versorgungsanlagen an ihre technischen Grenzen bringen. Die Stadt Ludwigshafen profitiert von ihrer Lage am Oberrheingraben. Mit einem Volumen von circa 45 Milliarden Kubikmetern Wasser ist dieser einer der größten Wasserspeicher in Europa. Dennoch: Um die Versorgungssicherheit langfristig zu erhalten, ist es wichtig, umsichtig mit den Wasserressourcen umzugehen. Hierzu kann jeder Bürger einen wertvollen Beitrag leisten. Gleichzeitig gilt es, die Versorgungskapazität auf zukünftige Entwicklungen auszurichten.
TWL investiert in Wasserversorgung
TWL gibt für die Sicherung der Trinkwasserversorgung jährlich bis zu vier Millionen Euro aus. Hierzu gehören der kontinuierliche Ausbau und die Instandhaltung der Gewinnungs- und Aufbereitungs-anlagen. So realisierte TWL im Jahr 2024 den neuen Brunnen P 41 auf der Parkinsel. Seit Herbst fördert dieser rund 100 Kubikmeter Wasser pro Stunde. „Die stündliche Fördermenge entspricht circa 500 gefüllten Badewannen und könnte zwei Personen ein ganzes Jahr lang mit Wasser versorgen“, verdeutlicht Rainer Barchet
„Die zuverlässige Trinkwasserversorgung bedarf einer langfristigen Planung.”
die Leistungsfähigkeit der Anlage. In Maudach ertüchtigte TWL den Brunnen M 24, startete die Innensanierung eines Trinkwasserbehälters im Wasserwerk II und modernisierte Filter zur Trinkwasseraufbereitung. Ein herausragendes Projekt für Rainer Barchet ist der Aufbau und die Inbetriebnahme einer Pilotanlage zur Arsenreduktion im Wasserwerk II: „Mit der Anlage optimieren wir seit November 2024 ein Verfahren, um den Arsengehalt im Trinkwasser weiter zu reduzieren.“
Der Hintergrund: Die Trinkwasserverordnung setzte im vergangenen Jahr den Grenzwert von zehn Mikrogramm Arsen pro Liter auf vier Mikrogramm pro Liter herunter. Ab 2028 müssen alle neu in Betrieb genommenen Aufbereitungsanlagen diese Anforderung erfüllen. Für alle älteren Bestandsanlagen gilt das ab 2036. Rainer Barchet sagt: „Die ersten Ergebnisse der Tests sind vielversprechend. Bis wir die optimalen Betriebsparameter für das Verfahren herausgearbeitet haben und über die Umsetzung einer größeren Reduktionsanlage nachdenken können, liegt jedoch noch Arbeit vor uns.“ Die Testphase läuft bis Ende 2025.
Auch übermorgen sicher versorgt
Um die Resilienz des Systems weiter zu erhöhen, sind Investitionen in Gewinnungsanlagen außerhalb von Ludwigshafen und Kooperationen mit anderen Versorgern in der Region denkbar. Für Rainer Barchet steht fest: „Als lokaler Anbieter werden wir die notwendigen Maßnahmen treffen, um Ludwigshafen auch übermorgen zuverlässig mit Trinkwasser in höchster Qualität zu versorgen.“
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