Ein Knopfdruck, und das Licht geht an – Strom ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Doch wie kommt er eigentlich zu uns nach Hause? Die Energiebeschaffung ist ein komplexer Prozess, den Experten bei TWL steuern, um für die Kunden eine stabile und möglichst kostengünstige Versorgung sicherzustellen.
6,8 Kilowattstunden: So viel Strom verbrauchen die Haushalte in Ludwigshafen durchschnittlich pro Tag. Die Versorgung bleibt dabei beständig. Damit das gelingt, plant TWL den Bedarf präzise, kauft Strom klug ein und stellt sicher, dass er stets in der richtigen Menge und zum passenden Zeitpunkt bereitsteht. Wie dieser Prozess abläuft und warum eine durchdachte Energiebeschaffung entscheidend für stabile Preise ist, erklärt Jerome Kraiche, Leiter Energiebeschaffung bei TWL.
Bereits 2022 berechnete das Team um Jerome Kraiche, wie viel Strom die Ludwigshafener 2025 benötigen würden. Um die Bürger optimal zu versorgen, erstellt TWL sogenannte Langfristpläne
„Höchste Priorität bei TWL hat es, die Energieversorgung jederzeit zuverlässig zu gewährleisten.“
für einen Zeitraum von mindestens drei Jahren. Das Herzstück dieser Pläne bildet die Prognose. Darin ermitteln die TWL-Experten den zukünftigen Bedarf der Kunden, die wirtschaftlich sinnvolle Eigenproduktion und den zusätzlichen Beschaffungsbedarf. Hierfür nutzen sie eine intelligente Software, die mit großen Datenmengen gefüttert wird. Dazu gehören Verbrauchswerte der vergangenen Jahre, Trends im Stromabnahmeverhalten der Kunden, Wetterinformationen und Daten aus der eigenen Erzeugung.
Das System erstellt auf Basis dieser Daten Bedarfsmodelle, die die Stromnachfrage für verschiedene Szenarien simulieren, etwa unterschiedliche Wetterlagen.
Jerome Kraiche betont:
„Höchste Priorität bei TWL hat es, die Energieversorgung jederzeit zuverlässig zu gewährleisten. Wir arbeiten präzise und vorausschauend, um auf jede Situation vorbereitet zu sein.“ Die Langfristpläne optimieren die Experten kontinuierlich, reichern sie mit immer mehr Details an und brechen sie nach und nach auf kürzere Zeiträume herunter. So entstehen Jahres-, Monats-, Wochen- und Tagespläne, die den Strombedarf viertelstundengenau prognostizieren.
„Der Strom, den wir am Energiemarkt beschaffen, kommt aus erneuerbaren Quellen, insbesondere aus europäischer Wasserkraft.”
EINKAUF AM ENERGIEMARKT
Die Prognosen sind entscheidend, um die richtige Menge an Strom zu beschaffen. Jerome Kraiche erläutert: „TWL produziert etwa zehn Prozent des benötigten Stroms im Fernheizkraftwerk als Nebenprodukt der Wärmeerzeugung selbst. Den rest-lichen Bedarf decken wir durch Zukäufe am deutschen Energiemarkt.“ Bei der Energiebeschaffung setzt TWL auf eine Mischung aus langfristigen und kurzfristigen Tranchen. Das bedeutet, dass die Experten den Strom in Teilmengen zu verschiedenen Zeitpunkten einkaufen. Diese Strategie hilft dem neunköpfigen Team von Jerome Kraiche, das Risiko von Preisschwankungen zu minimieren und gleichzeitig von günstigen Marktbedingungen zu profitieren.

Das wiederum kommt den Kunden zugute, wie Jerome Kraiche sagt: „Durch unsere durchdachte Beschaffungsstrategie können wir in Zeiten hoher Marktpreise, beispielsweise während einer Energiekrise, wettbewerbsfähige Preise anbieten. Wenn der Energiemarkt kurzfristig einbricht, wie im Jahr 2024, sind unsere Preise etwas höher als der Markt. Wir sind jedoch überzeugt, dass ein stabiles Preisniveau für unsere Kunden besser und kalkulierbarer ist, als die kompletten Marktschwankungen weiterzugeben.“ Um Energie zu möglichst günstigen Konditionen einzukaufen, beobachten Jerome Kraiche und sein Team kontinuierlich die Marktentwicklung, die Versorgungslage sowie wirtschaftliche und politische Einflussfaktoren. Als Energieversorger muss TWL bei der Beschaffung von Energie zahlreiche gesetzliche Vorgaben und Regulierungen beachten. Diese betreffen unter anderem die Energiepreise, die Förderung erneuerbarer Energien, den Wettbewerb und den Umwelt- und Verbraucherschutz. Diese Regelungen sorgen dafür, dass die Versorgungssicherheit gewährleistet ist und der Übergang zu klimafreundlichen Energiequellen gefördert wird.
Apropos klimafreundlich: Woher stammt der Strom, den TWL am deutschen Energiemarkt hinzukauft? Jerome Kraiche weiß: „Der Strom, den wir am Markt erwerben, kommt aus erneuerbaren Quellen, insbesondere aus europäischer Wasserkraft. Bei der Beschaffung achten wir darauf, dass Herkunftsnachweise vorliegen, die garantieren, dass der angebotene Strom tatsächlich nachhaltig ist. Diese Belege sind ein zentraler Bestandteil unserer Strategie zur Förderung erneuerbarer Energien.“

HERKUNFTSNACHWEISE EINFACH ERKLÄRT
Herkunftsnachweise sind Zertifikate, die belegen, dass der gekaufte Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Diese Nachweise garantieren, dass der Strom tatsächlich nachhaltig produziert wurde, beispielsweise aus Wasserkraft, Wind- oder Sonnenenergie. TWL achtet darauf, dass alle beschafften Strommengen durch Herkunftsnachweise zertifiziert sind. So können Kunden sicher sein, dass sie grünen Strom erhalten und zur Förderung erneuerbarer Energien beitragen.
PRÄZISER FAHRPLAN
Damit der grüne Strom zuverlässig zu den Kunden gelangt, ist die sogenannte Fahrplananmeldung entscheidend. „Die Fahrplananmeldung ist ein zentraler Bestandteil der Stromversorgung und erfolgt spätestens am Vortag der geplanten Stromlieferung. Dabei melden wir die Stromnachfrage für den darauffolgenden Tag in 15-minütigen Intervallen bei den Übertragungsnetzbetreibern.“
TWL erstellt also einen detaillierten Fahrplan, in dem die Experten genau festlegen, wie viel Strom für jede Viertel-stunde eines Liefertages benötigt wird. Dabei planen sie auch saisonale Schwankungen sowie besondere Ereignisse wie Extremwetter ein, die den Bedarf beeinflussen können. Diesen Plan reichen sie bis spätestens 14:30 Uhr des Vortages bei den zuständigen Übertragungsnetzbetreibern ein. Die Übertragungsnetzbetreiber prüfen, ob die gemeldete Strommenge verfügbar und mit den Netzkapazitäten vereinbar ist, und koordinieren die Einspeisung sowie den Transport des Stroms.
Durch die Fahrplananmeldung stellt TWL sicher, dass der benötigte Strom in der richtigen Menge zur richtigen Zeit vorhanden ist. Dieser Prozess ist ent-scheidend, um die Netzstabilität zu gewährleisten und eine zuverlässige Stromversorgung rund um die Uhr zu ermöglichen. Ohne diese präzise Planung
„Durch unsere durch dachte Beschaffungsstrategie können wir wettbewerbsfähige Preise anbieten.”
könnte es zu Versorgungsengpässen oder Überlastungen im Stromnetz kommen. Um jederzeit sofort auf Abweichungen oder Störungen reagieren zu können, hat TWL eine 24-Stunden-Bereitschaft organisiert, auch am Wochenende und an Feiertagen.
SICHER UND NACHHALTIG VERSORGT
Präzise Prognosen, kluge Einkaufsstrategien und detaillierte Fahrpläne – jeder Schritt in der Energiebeschaffung bei TWL trägt zur stabilen und nachhaltigen Stromversorgung der Bürger in Ludwigshafen bei. Jerome Kraiche betont: „Unsere Kunden können sich darauf verlassen, dass wir jeden Tag alles für eine sichere Versorgung tun.“
// Weitere Infos finden Sie online unter www.twl.de/strom.
WIE FUNKTIONIERT EIN UMSPANNWERK?
Beim Transport von elektrischem Strom vom Kraftwerk zu den Haushalten fungiert ein Umspannwerk wie eine Kreuzung, an der unterschiedliche Straßen aufeinandertreffen. Umspannwerke verteilen den Strom im Netz und verändern dafür seine Spannung.