Hintergrund

Bürgerenergie Ludwigshafen errichtet Solaranlage

Richard Kuhn, Geschäftsführer von TWL-KOM, im Rechenzentrum des IT-Dienstleisters. (Bild: Alexander Grüber)

Bürgerenergie Ludwigshafen errichtet Solaranlage

Erstes Projekt: Ökostrom für Rechenzentrum

Die Bürgerenergie Ludwigshafen (BeLu) startet durch: Mit einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Rechenzentrums von TWL-KOM, einer Tochtergesellschaft von TWL, hat die Genossenschaft ihr erstes Projekt in Betrieb genommen. Die Anlage versorgt die energiehungrigen Server des Unternehmens mit umweltfreundlichem Solarstrom.

 

Energie vom Dach. Auf dem Rechenzentrum erzeugt eine Photovoltaik-Anlage sauberen Strom. (Bild: Alexander Grüber)
Auf dem Dach des Rechenzentrums erzeugt eine Photovoltaik-Anlage sauberen Strom. (Bild: Alexander Grüber)

Gelungener Start für die Bürgerenergie Ludwigshafen (BeLu). Die Energiegenossenschaft hat ihr erstes Projekt realisiert: Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Rechenzentrum von TWL-KOM. Denn in den Rechenzentren stehen die größten Stromfresser des Dienstleisters für Informations- und Telekommunikationstechnik (ITK). In insgesamt zwei hochsicheren Spezialgebäuden hat TWL-KOM seine Server und Netzwerkcomputer untergebracht, die Rechen- und Datenspeicherleistungen für Unternehmen bereitstellen.

„Unsere Datacenter arbeiten rund um die Uhr und verbrauchen entsprechend viel Energie. Allein das Rechenzentrum in der Industriestraße benötigt im Jahr rund 900.000 Kilowattstunden Strom“, sagt Richard Kuhn, Geschäftsführer der TWL-KOM GmbH. Eine beachtliche Menge, die dem durchschnittlichen Jahresstromverbrauch von 300 Zwei-Personen-Haushalten entspricht.

Bürgerenergie Ludwigshafen: Grüne Energie für hungrige IT

Seit November kann die TWL-KOM einen Teil dieses Strombedarfs mit grüner Energie decken. Denn mit einer Jahresarbeit von 52.000 Kilowattstunden (kWh) liefern insgesamt 216 Solarmodule Sonnenstrom für die IT-Infrastruktur im Datacenter.

Umweltfreundliche Solarenergie leistet nun einen Beitrag zum Betrieb der Server von TWL-KOM. Über sie laufen unter anderem das Internetradio der Sender BigFM, Radio Regenbogen und RPR1 sowie die Benutzerverwaltung der WLAN-Hotspots von TWL im Stadtgebiet von Ludwigshafen. „Unser Rechenzentrum verbraucht die gesamte Strommenge der PV-Anlage. So können wir unsere Energiekosten anteilig senken und verringern außerdem den Ausstoß von klimaschädlichem CO2“, sagt Richard Kuhn.

Damit hat auch die Bürgerenergie Ludwigshafen einen wichtigen Meilenstein erreicht. Denn die Genossenschaft, die in Ludwigshafen die Nutzung erneuerbarer Energien vorantreiben will, ist Besitzer und Betreiber des „Telehouse“ genannten Solarkraftwerks auf dem Rechenzentrum. TWL-KOM hat die Anlage für eine vertraglich festgelegte Laufzeit von 18 Jahren gemietet und nutzt den Sonnenstrom gegen eine monatliche Zahlung.

Rundum-Sorglos-Paket für Projektpartner

Das Konzept ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten. „Wir haben mit dem Telehouse unser erstes Projekt realisiert“, freut sich Ulrich Claus, Mitglied im Vorstand der Bürgerenergie Ludwigshafen und Leiter des Vertriebs Geschäftskunden bei TWL. „Das ist eine wichtige Erfolgsstory für uns, um neue Mitglieder zu gewinnen und Interessenten von weiteren Vorhaben zu überzeugen“, sagt er.

Auf den Servern des Datacenters laufen die Rechenoperationen und Datenspeicherungen für die Kunden von TWL-KOM. (Bild: Alexander Grüber)
Auf den Servern des Datacenters laufen die Rechenoperationen und Datenspeicherungen für die Kunden von TWL-KOM. (Bild: Alexander Grüber)

TWL-KOM wiederum kann ohne eigenen Investitions- und Wartungsaufwand umweltfreundlichen Solarstrom nutzen. „Das ist bequem und attraktiv. Wir nutzen eine schlüsselfertige Lösung und haben nichts weiter damit zu tun. Planung, Lieferantensuche und Montage hat die Bürgerenergie Ludwigshafen übernommen, die sich in Zukunft auch um die komplette Wartung kümmert“, sagt Geschäftsführer Richard Kuhn.

Energiegenossenschaft fördert den Klimaschutz

Dass das Datacenter von TWL-KOM mit Ökostrom versorgt wird, fördert auch das Image des ITK-Dienstleisters: Denn aufgrund der zunehmenden Digitalisierung wächst der Energiehunger von Rechenzentren kontinuierlich. Nach einer Studie des Borderstep Instituts für Innovation und Nachhaltigkeit stieg der jährliche Energiebedarf von Rechenzentren in Deutschland in den vergangenen fünf Jahren um 15 Prozent.

Allein im Jahr 2015 fraßen hierzulande zentral bereitgestellte Rechenoperationen und Datenspeicherungen gut zwölf Milliarden Kilowattstunden Strom. Je mehr davon aus erneuerbaren Quellen gedeckt wird, desto deutlicher sinkt die Emissionsbelastung. Mit der Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Rechenzentrums leisten die Bürgerenergie Ludwigshafen und TWL-KOM gemeinsam einen Beitrag dazu.

Bürgerenergie Ludwigshafen sucht weitere Projekte

Nach der Inbetriebnahme der Anlage steht bereits das nächste Projekt der Bürgerenergie Ludwigshafen an. Auf dem Dach des neuen Verwaltungsgebäudes der GML Abfallwirtschaftsgesellschaft mbH in der Bürgermeister-Grünzweig-Straße errichtet sie derzeit ihre zweite PV-Anlage. Sie wird Anfang 2017 in Betrieb gehen und rund 18.000 kWh Solarstrom für die GML erzeugen. Ebenso wie TWL-KOM profitiert auch die Abfallwirtschaftsgesellschaft im Mietmodell von der Solarenergie.

Über die BeLu direkt in unserer Stadt an der Energiewende mitzuwirken, ist für mich die beste Möglichkeit, etwas gegen den Klimawandel zu tun.

Martina Holzbecher, Ingenieurin aus Ludwigshafen-Gartenstadt

Geht es nach der Bürgerenergie Ludwigshafen, die Ulrich Claus gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Harald Haupert und Jörg Schattner führt, sollen bald weitere Projekte folgen. „Aktuell führen wir Sondierungsgespräche zur dezentralen Energieversorgung eines Mietshauses mit einem Blockheizkraftwerk“, berichtet Ulrich Claus. „Auch als Betreiber von Ladestationen für Elektroautos könnten wir uns künftig engagieren.“

216 Solarmodule liefern 52.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. (Bild: Alexander Grüber)

Um derartige Vorhaben zu realisieren, sucht die BeLu Privatpersonen, öffentliche Institutionen und Unternehmen, die Interesse daran haben, erneuerbare Energien zu nutzen und über die nötigen Flächen verfügen, beispielsweise für den Bau einer PV-Anlage. Um das Know-how der Bürgerenergie Ludwigshafen für Planung und Umsetzung zu nutzen, müssen die Hausbesitzer nicht unbedingt Mitglied der Genossenschaft werden. Doch die Mitgliedschaft von möglichst vielen Menschen ist das Ziel der Bürgerenergie Ludwigshafen: Je mehr Mitglieder sie hat, desto stärker kann sie die Energiewende vor Ort vorantreiben.

Rendite durch Klimaschutz

Aktuell gehören der Genossenschaft 50 Mitglieder an, der Großteil von ihnen stammt aus Ludwigshafen oder aus der näheren Umgebung. Beteiligen kann sich jeder: Die BeLu ist offen für Privatpersonen und für Unternehmen, die sich für erneuerbare Energien interessieren und allein schon mit ihrer Mitgliedschaft einen Beitrag zur Energiewende leisten wollen. Der Einstieg in die Genossenschaft ist mit dem Kauf eines Geschäftsanteils in Höhe von je 500 Euro möglich. Mitglieder können auch mehrere Anteile erwerben und werden anteilig am erwirtschafteten Gewinn beteiligt. Die Investition lohnt sich, gerade in Zeiten der Niedrigzinspolitik. „Wir erwarten bei unserem Projekt Telehouse eine Rendite von vier Prozent; eine solche Verzinsung lässt sich heute sonst kaum noch erzielen“, betont Ulrich Claus.

„Wem die Nutzung erneuerbarer Energien am Herzen liegt, der findet in der Bürgerenergie Ludwigshafen ein gutes Beteiligungsmodell“, betont Dr. Hans-Heinrich Kleuker, der Kaufmännische Vorstand von TWL und Aufsichtsratsvorsitzende der Genossenschaft. So sieht das auch Martina Holzbecher. Die Ingenieurin lebt mit ihrer Familie in der Gartenstadt und fährt täglich mit dem Fahrrad zu ihrer Arbeitsstelle bei der BASF. „Wir wohnen in einem Passivhaus und versuchen darüber hinaus auf vielfältige Weise, zum Klimaschutz beizutragen“, sagt sie. „Über die Bürgerenergie Ludwigshafen direkt in unserer Stadt an der Energiewende mitzuwirken, halten wir für die beste Möglichkeit. Wir hoffen daher, dass noch viele Ludwigshafener dazu stoßen.“

TWL ist Mitglied in der Bürgerenergie Ludwigshafen

Auch TWL engagiert sich von Anfang an stark in der Bürgerenergie Ludwigshafen: Der Energieversorger gehört zu den Gründungsmitgliedern und stellt der Genossenschaft seine technischen Kompetenzen zur Verfügung. Denn das Know-how von TWL im Bereich erneuerbarer Energien ist vielfältig und reicht vom Bau und Betrieb von Blockheizkraftwerken bis hin zur Installation von Ladestationen für Elektroautos.

Richard Kuhn ist zufrieden mit der Zusammenarbeit mit der Bürgerenergie Ludwigshafen. (Bild: Alexander Grüber)
Richard Kuhn ist zufrieden mit der Zusammenarbeit mit der Bürgerenergie Ludwigshafen. (Bild: Alexander Grüber) Ladestationen für Elektroautos.

TWL-KOM-Geschäftsführer Richard Kuhn jedenfalls ist begeistert von der Zusammenarbeit mit der Bürgerenergie Ludwigshafen. „Die Montage der Photovoltaik-Anlage lief reibungslos und war innerhalb von vier Wochen erledigt. Mit dem Solarstrom von unserem Dach senken wir unsere Energiekosten und tun außerdem etwas für die Umwelt. Ich kann die Bürgerenergie Ludwigshafen jedem nur empfehlen.“

Ganz einfach Mitglied werden: Mitglieder der Bürgerenergie Ludwigshafen erwerben lediglich einen oder mehrere Genossenschaftsanteile im Wert von je 500 Euro. Sie werden anteilig am Gewinn der BeLu beteiligt. Jeder Teilhaber kann mit seinem Stimmrecht an der Entwicklung der Genossenschaft mitwirken und seine Ideen zur Energiewende einbringen.

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