Menschen verdrängen Sperlinge, Lerchen & Co.
In den Gärten und Parks von Ludwigshafen sind in der kalten Jahreszeit immer weniger Wintervögel zu sehen. Ihr Lebensraum in der Stadt und vor allem auf den Feldern wird knapp. Im Landschaftsschutzgebiet Maudacher Bruch hingegen sind noch viele Arten anzutreffen – meistens.
„Trotz Futterhäuschen sehe ich immer weniger Wintervögel in meinem Garten!“ Diese Aussage hört Dr. Georg Waßmuth häufig. Der Vorsitzende des NABU Ludwigshafen kann bestätigen, was viele Vogelfreunde besorgt beobachten: „Die Tendenz ist rückläufig, speziell in Städten und dicht besiedelten Regionen, wie in Ludwigshafen. Hier finden Vögel zu wenig Futter und Lebensraum.“
Um die Menschen in Ludwigshafen für die Vogelwelt zu interessieren, organisiert der Experte regelmäßig Exkursionen ins Maudacher Bruch. In dem Landschaftsschutzgebiet sind viele Vogelarten zuhause, denn sie finden dort ideale Bedingungen. Eine vielfältige Pflanzenwelt, wucherndes Gestrüpp, Totholz und Wasser bieten Nahrung in Hülle und Fülle. Außerdem gibt es viele Unterschlupf- und Brutmöglichkeiten. Davon profitieren vor allem die Wintervögel, die hier überwintern.
Wintervögel nicht stören
In diesem Jahr fiel die winterliche Exkursion ins Maudacher Bruch für Georg Waßmuth und seine Gruppe allerdings ziemlich enttäuschend aus. Am 6. Januar ging es im Rahmen der bundesweiten NABU-Mitmachaktion „Stunde der Wintervögel“ in das Naturidyll am Rand der Stadt. „Leider fand dort am Tag zuvor eine große Laufveranstaltung statt. Das hat die Vögel in Aufruhr versetzt, und viele sind weggeflogen. Wir haben also nur sehr wenige Tiere sehen oder hören können“, berichtet er.
Gerade im Winter seien solche Menschenmassen ein großer Störfaktor für die sensible Vogelwelt, meint Georg Waßmuth. Flattern die Wintervögel erschreckt davon, steigt ihr Energiebedarf, der durch die Kälte ohnehin erhöht ist. Außerdem finden die gestressten Tiere in den kahlen Bäumen kein Versteck. „Daher sollte man Störungen möglichst vermeiden.“
Wintervögel finden weniger Lebensraum
Zwei Wochen dauerte es laut dem NABU-Vorsitzenden, bis die Welt der Wintervögel im Maudacher Bruch wieder in Ordnung war. „Wir Menschen vergessen in unserem Freizeitverhalten häufig, Rücksicht auf die Tierwelt zu nehmen“, mahnt er. Durch die intensive Landwirtschaft und die Zersiedelung freier Flächen gebe es ohnehin kaum noch Platz für Vögel.
Indem sich der Mensch breitmacht, verdrängt er vor allem die „Spezialisten“ aus ihrem angestammten Lebensraum. So sind Neuntöter, Feldsperling und Feldlerche – der Vogel des Jahres 2019 – in Feld und Flur kaum noch anzutreffen. Besser behaupten können sich die „Allrounder“ unter den Wintervögeln: Spatzen, Meisen, Tauben, Elstern und andere Rabenvögel.
Erste Hilfe für Wintervögel
Georg Waßmuth freut sich über jeden Teilnehmer seiner Veranstaltungen. „Wir können nur das schützen, was wir kennen“, sagt er und hofft: „Wer die Vielfalt der Wintervögel gesehen hat, der achtet mehr darauf.“ Und jeder kann etwas für die Vogelwelt tun. Gartenbesitzer können ihr wertvolles Stück Natur vogel- und insektenfreundlich gestalten. Das heißt: Weniger Rasen- und Steinflächen, dafür aber mehr bunte Blumen, Beerensträucher, Holz- und Blätterhaufen. Erste Hilfe für unsere Wintervögel ist gar nicht so schwer.